Rückstellungen bilden – was bedeutet das?
Die Zahlenwerke der Unternehmen sollen ein möglichst genaues Abbild der Zahlungsströme und auch der tatsächlichen Gewinnsituation der Unternehmen liefern. Um dies zu erreichen gibt es eine Vielzahl von Rechnungsabgrenzungsposten. So können bereits für das nächste Jahr geleistete Vorauszahlungen für Strom, Gas oder Steuern so abgegrenzt werden, dass die Kosten den Gewinn erst im neuen Geschäftsjahr belasten. Umgekehrt ist es bei den Rückstellungen. Dies sind erwartete Zahlungen, die mit dem alten Geschäftsjahr bzw. den bisherigen Umsätzen in Verbindung stehen. Würden diese zu erwartenden Ausgaben nicht richtig herausgerechnet, würde künstlich ein zu hoher Gewinn ausgewiesen werden. Rückstellungen bilden bedeutet also eine Vorsichtsmaßnahme für einigermaßen sichere, aber noch nicht aufgetretene Aufwendungen mit Zusammenhang auf bereits realisierte Geschäfte. Rückstellungen bilden bedeutet auch ein entsprechendes internes Verrechnungskonto zu eröffnen und ständig aktuell zu halten. An zwei – sehr häufigen – Beispielen wird deutlich, was Rückstellungen bilden bedeutet.
a.) Garantierückstellungen
Insbesondere bei produzierenden Betrieben sind Garantierückstellungen sehr häufig in der Bilanz zu finden. Bei allen Produkten ist ja je nach Verkaufsland und Rechtsordnung eine mehrmonatige bis mehrjährige Gewährleistung auf Funktionsfähigkeit der Produkte gegenüber den Endkunden vorhanden. Diese wird manchmal durch den Händler, manchmal durch das Unternehmen selbst erbracht. In allen Fällen sind die dadurch entstehenden – und vorerst geschätzten – Kosten aber vom Erlös zum Verkaufszeitpunkt abzuziehen. Dies können manchmal einige Promille vom Verkaufserlös sein, bei einer neuen Generation Fernseher aber auch deutlich mehr. Rückstellungen zu bilden entspricht hier der kaufmännischen Vorsicht, Gewinne erst auszuweisen, wenn sie tatsächlich eingetreten sind. Ist bei einer Modellreihe der Garantiezeitraum abgelaufen, dann können nicht verbrauchte Garantierückstellungen wieder aufgelöst und dem Gewinn des Unternehmens gutgeschrieben werden.
b.) Drohverlustrückstellungen
Dies ist ebenso eine häufig verwendete Kategorie, um Rückstellungen zu bilden. Diese Kategorie wird anhand der aktuellen Geschehnisse um die Deutsche Bank Gruppe und die Kirch Erben besonders deutlich: Die Deutsche Bank wird auf Schadensersatz in Höhe von 2 Milliarden Euro verklagt aufgrund einer Äußerung, die der Vorstandsvorsitzende im Jahr 2002 in Bezug auf die Kreditwürdigkeit des damaligen Kunden Kirch Gruppe gemacht hat. Die Deutsche Bank müsste also aufgrund des ungewissen Ausgangs der Gerichtsverhandlungen Rückstellungen bilden, die in Zusammenhang mit laufenden Gerichtsverfahren zu sehen sind. Diese sind noch komplizierter abzuschätzen als die Garantierückstellungen, weil bei Gerichtsverfahren weder Art noch Höhe noch Zeitpunkt der Zahlung vorab feststehen.
An diesen beiden Beispielen kann man sehr gut sehen, dass Rückstellungen bilden einerseits in die betriebliche tägliche Praxis gehört, andererseits aber auch aufgrund einzelner wichtiger Ereignisse erfolgen kann.